Portraits & Interviews

Interview mit Beate Angeloni Baldoni, Textilkünstlerin

Die Künstlerin kontaktierte mich, als sie feststellen musste, dass in einer Ausstellung ihr Quilt auf unsachgemäße Weise aufgehängt und damit beschädigt wurde. Ich wollte mehr wissen und bat sie auch um ein Interview.

Hatten Sie als Kind Interesse an Textilien?

Ich wuchs im Schatten einer Schneiderei auf, Stoffe, Bänder Spitzen, Glitter, Glamour, Materialität faszinierten mich bereits als Kind.
Als Heranwachsende hatte ich das große Glück, mit verschiedensten textilen Qualitäten in Berührung zu kommen. Das schulte das Gefühl und die Kenntnis für Textiles.

Haben Sie eine künstlerische Ausbildung?

In Silber schmieden, Nähen, Malerei erfuhr ich Unterrichtung.
Zu einem späteren Zeitpunkt schloss sich ein Studium der Kunstgeschichte an.

Wann haben Sie Textilien als Werkstoff entdeckt?

Textiles begleitet mich seit meiner Kindheit. Anlässlich einer Ausstellung entdeckte ich einen Quilt und der Wunsch war, zu wissen, wie das technisch gemacht wird. Das hat mich interessiert. Es schloss sich eine dreijährige Ausbildung bei Katherine Picot an. Hilfsmittel, wie Schneidmatte, Rollschneider, Schneidelineal waren zu der Zeit noch Fremdworte. Das hat sich zögerlich nach meiner Ausbildung entwickelt.
Wissen über das „wie geht das“ hatte ich aber kein Interesse, mich weiter mit den traditionellen Mustern, die meines Erachtens ganz zweifelsfrei für das Erlernen der Technik und der präzisen Arbeitsweise unerlässlich sind, zu beschäftigen. So suchte ich meinen eigenen Weg.

Was ist Ihr bevorzugtes Ausdrucksmittel?

Linie – Form – Farbe. Bevorzugt arbeite ich mit geometrischen Formen, die mir unendliche Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Des weiteren schätze ich Collagen, um ich auszudrücken.

Welche Rolle spielt Farbe in Ihrer Kunst?

Farbe spielt eine große Rolle für mich. Ich schätze monochrome Farbverläufe. Sie sind ein spannendes Feld.

Was inspiriert Sie?

Alles!

Warum wird die Textilkunst, sprich der Quilt nach wie vor von Vielen als Handarbeit betrachtet? Warum erhalten Ihrer Meinung nach Kunstquilts nicht die Wertschätzung, die Ihnen zusteht?

Erst das Handwerk – dann die Kunst. Dabei muss aber zuerst der Begriff Kunst interpretiert werden. Daraus ergibt sich Handwerk und Kunst automatisch. Das wäre schon ein erster Schritt, denke ich. Der zweite Schritt, das Festhalten der investierten Zeit und Kosten der Herstellung eines Quilts mal einem Faktor X, um zu einem einigermaßen gerechten Preis für das Werk zu kommen.
Solange Handwerk über Etsy zu Materialkosten und darunter angeboten wird, ist es keine Kunst. Diese Preise schaden den Preisen für künstlerische Arbeiten und geben einer Anerkennung keinen Raum.
Quilts sind nach meinem Dafürhalten als Gemälde zu betrachten, lediglich mit anderen Materialien als Farben und Leinwand erstellt.
Galerien und große Museen, nicht nur Textilmuseen, sollten für diese Kunst interessiert werden. Das sehe ich auch als Aufgabe der Gilden, sich hierfür einzusetzen. Der Quilt als Nischenprodukt im Kunstmarkt, mit dem sich noch richtig Geld verdienen ließe und Künstler endlich die Anerkennung bekämen, die Ihnen für diese Exponate zustünde.

Bei einer Ausstellung in Baden-Baden haben Sie mit Entsetzen festgestellt, wie unsachgemäß Ihr Quilt behandelt wurde. Bitte erzählen Sie uns davon.

Zu einer Ausstellung reichte ich einen Quilt ein, Seide und alte Sariborten. Die Hängekommission sah sich vor ein Problem gestellt. Anstatt mich zu benachrichtigen, griff der Kunstprofessor zu Hammer und Nägeln und befestigte den Quilt so an der Wand.
Diese mutwillige und arrogante, respektlose Behandlung des Exponates und dem dahinter stehenden Künstler führte zu einem Versicherungsfall wegen Sachbeschädigung. Nach langem Hin und Her, dem Einschalten eines Rechtsanwaltes, Gutachten und Gegengutachten, wurde der Schaden vollumfänglich durch die Versicherung des Schädigers beglichen. Die Bemerkung der Versicherung, es sei ja kein Gemälde, sagt wohl alles über den Stellenwert und den Markt der Quiltkunst.